Die Mitmach-Energiewende

Die Mitmach-Energiewende

Rückenwind fürs Fichtelgebirge

Die Entscheidung zur Energiewende ist gefallen. ESM stellt sich der Aufgabe, die Energie-Zukunft noch sauberer zu gestalten und setzt bei der Realisierung auf Transparenz. Bereits in der frühen Planungsphase wurden daher Bürger, Politik und Presse informativ in das Projekt Windpark eingebunden.

Spatenstich für Windpark Vielitz – regionale Energiewende gemeinsam gestalten – Bürgerenergie 2.1 als Erfolgsgeschichte – Wegebau weitgehend abgeschlossen

SELB/MARKTREDWITZ. Es tut sich was im Wald: Am Mittwoch (14. Oktober) hat die Energieversorgung Selb-Marktredwitz GmbH (ESM) mit einem symbolischen Spatenstich das Startsignal für den Bau des Windparks in Vielitz gegeben. Tatkräftig mit angepackt haben neben Vertretern und Gesellschaftern der ESM auch Amtsträger aus der lokalen und regionalen Politik sowie Mitarbeiter der am Bau beteiligten Firmen. Die Vorarbeiten für den Windpark mit vier Windrädern, der rund 6.000 Durchschnittshaushalte mit Energie versorgen kann, gehen gut voran. "Die Wege zu den Standorten der projektierten Windenergieanlagen sind fast fertig und die ersten Baugruben für die Fundamente ausgehoben. Danach beginnen die Betonarbeiten für die Fundamente", erklärte Klaus Burkhardt bei der Veranstaltung am Nachmittag. Gemeinsam mit den weiteren Gästen der ESM besichtigte er die Baustelle in Vielitz. "Geplant ist, dass wir im November mit dem Bau der Türme beginnen können. Das hängt jedoch von der Witterung ab", informierte der ESM-Geschäftsführer. Voraussichtlich im Frühsommer 2016 wird der Windpark in Betrieb gehen.

Energiewende als Mitmach-Wende
Vier Windkraftanlagen vom Typ Nordex N 117 werden dort mit einer Nennleistung von jeweils 2,4 Megawatt Strom erzeugen. Die jährlich rund 21.500 Megawattstunden Strom aus der unerschöpflichen Energiequelle Wind werden dem Klima rund 11.000 Tonnen des klimaschädigenden Treibhausgases Kohlendioxid ersparen. Zum Vergleich: Auf einer Flugreise von Nürnberg nach San Francisco werden pro Fluggast rund drei Tonnen Kohlendioxid freigesetzt. Eingespeist wird der Windstrom in das Mittelspannungsnetz der ESM in Vielitz und Bernstein. „Die Energiewende muss eine Mitmach-Wende sein“, ist Klaus Burkhardt überzeugt, "nur gemeinsam mit Kommunen, Bürgern und Unternehmen vor Ort kann diese Zukunftsaufgabe gelingen."

Besonders erfreulich findet der ESM-Geschäftsführer die Unterstützung der Bevölkerung für den Windpark in Vielitz: "Der Rückhalt für dieses regionale Zukunftsprojekt ist groß. Das hat sich auch bei der Ausgabe unserer Anlagemöglichkeit ESM Bürgerenergie 2.1 bestätigt." Im Juni haben innerhalb von zehn Tagen Bürger aus der Region ihre Zeichnungswünsche in Höhe von 3,25 Millionen Euro beim Bürgerbeteiligungsmodell bekundet. Für die ESM sei dies ein klares Bekenntnis für die Energiewende vor Ort und den Windpark, betonte Klaus Burkhardt. Die Erlöse aus dem qualifizierten Nachrang-Darlehen fließen in die Realisierung des Windparks und in den weiteren Ausbau zukunftsweisender Energieprojekte durch den kommunalen Energieversorger. Die Windpark Vielitz GmbH & Co. KG ist eine 100-prozentige Tochter der ESM. "Wir sind fest mit der Region verwurzelt und wollen den Menschen die Möglichkeit geben, von der Energiewende auch finanziell zu profitieren. So steigern wir die Akzeptanz für das Projekt vor Ort", sagte Klaus Burkhardt.

Das nutze nicht zuletzt der Wirtschaftskraft im Fichtelgebirge. "Die Wertschöpfung aus dem Betrieb des Parks bleibt hier und fließt nicht in ferne Konzernzentralen ab."

Planungshoheit als Erfolgsrezept
Dass der ESM-Windpark im Fichtelgebirge planmäßig realisiert werden kann, liegt nach Einschätzung des Geschäftsführers auch daran, dass der Selber Energieversorger der Bevölkerung aktuelle Entwicklungen des Projektes laufend mitgeteilt hat. Der ESM war es dabei ein Anliegen, die Bürger und die politisch Verantwortlichen in der Region zeitnah und transparent über den Planungsstand des Windparks zu informieren. "Wir haben darüber hinaus bewusst auf den Kauf eines schlüsselfertig erstellten Windparks verzichtet. Die Projektleitung wurde komplett im eigenen Haus belassen", erläuterte Klaus Burkhardt. Nur so habe man das Versprechen gegenüber der Bevölkerung und der Politik vor Ort einhalten können, auf die lokalen Bedürfnisse soweit wie möglich Rücksicht zu nehmen. "Wo erforderlich, haben wir externe Experten in die Planung und Projektierung eingebunden, sodass die Fäden jederzeit bei der ESM zusammen liefen", führte des ESM-Geschäftsführer aus. Im Sommer 2011 begann die ESM mit den Voruntersuchungen in Form einer Windpotenzialanalyse an möglichen Windparkstandorten. Danach erfolgte eine Beurteilung der möglichen Standorte nach Zugänglichkeit und Nähe zur Wohnbebauung. Nachdem alle erforderlichen Gutachten positiv ausgefallen waren, erhielt die ESM die Baugenehmigung für den Park vom Landratsamt Wunsiedel.

Wegebau schreitet fort
Im Waldstück östlich der Autobahn A 93 begann im Sommer 2015 der Wegebau. Damit in den nächsten Monaten die rund 140 Meter hohen Türme der Windenergieanlagen errichtet werden können, werden die derzeit bestehenden Wald- und Feldwege ausgebaut und neue errichtet. Die Standorte der ersten beiden Anlagen sind bereits erschlossen, die Wege zum Bauplatz für das dritte und vierte Windkraftwerk werden derzeit gebaut. "Nach Abschluss dieser Arbeiten werden wir rund 25.000 Tonnen Schotter und anderes Material für den Unterbau der Wege zu den Windkraftanlagen aufgebracht und verdichtet haben, das entspricht rund 1.000 LKW-Ladungen", informierte der Bauleiter der ausführenden Firma Fröber, Achim Achtziger. Parallel zum Wegebau wurde mit dem Aushub der Fundamente für die vier Windkraftanlagen begonnen. Sind die drei Meter tiefen Gruben mit einem Durchmesser von etwa 20 Metern ausgehoben, wird die Stahlbewehrung eingeflochten. Pro Fundament werden rund 610 Kubikmeter Beton eingegossen, um den Windrädern den nötigen Halt zu geben. Die eigentlichen Türme werden als Fertigteile voraussichtlich Anfang November angeliefert. Mit Hilfe der über 140 Meter hohen Montagekränen werden die Windkraftanlagen dann errichtet.